die Sprache der Pferde
Seit ich vier bin, sitze ich im sattel. Die sprache der pferde beherrschte ich perfekt. Als Kleinkind hab ich nie geredet. Dachten die erwachsenen. Doch ich redete fließend. Kein Mensch hat es gehört. Denn kaum einer in meiner Umgebung verstand die Sprache dieses mächtigen, triumpfierenden Wesen. Ich sah es. Und es tat mir Leid das diese Pferde zu Unrecht bestraft wurden, oder maßlos überfordert wurden. Ich machte es anders. Ich machte es besser. Ich lernte nichts von den reitlehrern. Und wenn vergaß ich es ganz schnell. Denn von einem Menschen kann man nichts über das Individuum Pferd lernen. Die Pferde haben mir alles gelehrt. Deshalb bin ich so,, talentiert". Denn ein Talent ist es ganz sicher nicht. Es ist ein zusammen arbeiten. Ein gemeinsames lernen. Ein gemeinsamer Tanz. Wegen dem Vertrauen und der Distanz zwischen mir und Pferden wurde ich oft bewundert. Wurde als talentiert dargestellt. Doch das bin ich doch gar nicht. Ich habe nur die Sprache der Pferde erlernt. Und das von denen Wesen die sie mir ehrlich vermitteln konnten. Wenn ich beim Pferd bin, denke ich nicht mehr menschlich. Warum auch. Um den Pferden helfen zu können. Um sie um etwas aufzufordern muss ich wie sie denken. Wenn ich menschlich denke, verstehe weder ich, noch das Pferd.
Wenn ich ein sensibles und aufmerksames pferd möchte, dann gehe ich auch sensibel und aufmerksam mit ihm um. Pferde sind intelligent. Lernen schnell. Man muss ihnen genau zeigen, was sie machen sollen. Wenn sie es verstanden haben führen Sie es dann auch aus. Wenn es nicht verstanden hat, bestraft nicht euer Pferd. Über denkt euer Handeln. Was habe ich falsch gemacht. Denn der Fehler besteht nie beim Pferd. Das Pferd wird doch nur durch nicht eindeutige Signale verunsichert. Es macht dann ein Fehler, Und wird gestraft. Und was soll das Pferd dann denken? Es verbindet mit Übungen Konsequenz. Beim nächsten Mal wird es Milch unsicherer sein. Der, der menschlich denkt kann sich nicht ins Pferd hineinversetzen.
Ich habe jedoch gelernt Pferde zu beobachten. Ihr Verhalten zu analysieren und eine gute Lösung für das individuelle Pferd zu finden. Denn der Weg ist das Ziel. Ich kann auch nicht zaubern. Pferde von heute auf morgen zu dressieren ist auf Dauer unmöglich. Es braucht Zeit. Es braucht Vertrauen und Respekt von beiden Seiten. Und bis dieses aufgebaut ist, vergeht Zeit.
Elvis. Ein kleines dartmoor-exmoor Pony. Klein kräftig, schwarz. Perfektes tunierpony. Bis zu einem bestimmten Tag. Der Tag der das Leben dieses Ponys in Gefährdung setzt. Schlimmer Autounfall.
Er stand in der Box. Zitterte. Schaute mich nicht an. Seine Beine waren mit Verband umwickelt. Eine rotbraune Creme nässte durch. Elvis presste sich dicht an die boxwand. Seine nüstern waren aufgeblasen. Sein Körper angespannt. Sein fressen hatte er nicht angefasst. Blieb die ganze Zeit so da stehen. In seinen Augen spielte sich Panik ab. Nicol kam zu mir. Meinte er wird eingeschläfert. Es quält ihn nur. Ich weinte stumm. Fragte ob ich es versuchen dürfte mit ihm. Sie gab mir zwei Wochen. In der Zeit muss ich es schaffen ihn auf den putzplatz Puten zu können. Ich war heilfroh. Ich wusste das ich es schaffen würde. Ich stellte mich jeden Tag vier Stunden in die nachtbarbox. Sagte nix. Bewegte mich nicht. Solange bis ich merkte das er sich ein wenig entspannte. Ich versuchte ihn mit Brot zu locken. Es klappte. Er kam schrittweise auf mich zu. Geduldig hielt ich es ihm weiter entgegen. Sprach beruhigend auf ihn ein. Bis er es sich geschnappt hatte. Ich hatte ein Erfolg gehabt. Nach vier Tagen. Von dem Tag an setzte ich mich in seiner Box auf den Boden. Verhielt mich ruhig. Und auch hier erlangte ich erfolge. Er kam zu mir. Beschuppte mich, Und stieß mich vorsichtig an. Irgendwann konnte ich neben ihm stehen. Ihm das Fell streicheln. Ich war stolz. Glücklich. Voller Hoffnung. Ich gewöhnte ihm langsam wieder ans Halfter. Er zuckte immernoch bei jeder Berührung zusammen. Aber er blieb brav stehen. Dann waren die zwei Wochen schon um. Und er hat noch nicht die Box verlassen. Traurig ging ich zu Nicole. Erzählte ihr von Erfolg und Niederlage. Aber sie lächelte. Er wird wieder sagte sie. Du bekommst das hin. Er darf leben. Wenn es klappt mit euch beiden, gehört er dir. Ich schaute sie verdattert an. Wie jetzt?? Elvis könnte mir gehören? Ich übte. Führen, putzen, Box verlassen, Stallgebäude verlassen. Er fasst vertrauen. Hatte Respekt. Nicol beobachte uns häufig. Bis sie eines Tages mit Sattel und Trense ankam. Ich durfte ihn reiten. Stolz stattelte ich ihn. Legte ihm die Trense an. Stieg auf. Und flog in Sekundenschnelle zurück auf den Boden. Ich stand auf. Ich beruhigte Elvis. Er hatte Angst. Hatte die Augen aufgerissen. Die nüstern aufgebläht. Wild sprang er um mich, stieg, buckelte. Nicole schrie. Fatima, die Besitzerin von Elvis presste erschrocken die Hand auf den Mund.
Ich stand ruhig vor ihm. Ließ ihm Zeit sich selbst zu finden. Gab ihm Zeit zu sehen das keine Gefahr bestand. Redete lieb auf ihn ein. Ging in die hocke. Solange bis er kam. Er hatte sich beruhigt. Stellte sich im sicheren Abstand zu mir. Beruhigte sein Atem. Ich stand auf, Und ging zu ihm. Führte ihn ein paar runden. Durfte ihn nicht mehr reiten. Tat es trotzdem. Im Gelände. Auf einer Wiese. Keiner wusste es
-------_-----------_------------_----
Ich hatte ein halbes Jahr mit Elvis geübt. Heute war weihnachtsreiten. Keiner wusste was ich vor hatte. Ich trug mich in die Liste ein. Machte Elvis fertig. Jeder aus dem Stall wusste von Elvis. Er wurde der Teufel genannt. Viele hatten angst vor ihm. Ich nicht. Im Gegenteil. Ich legte das weiße Laken über Elvis. Lange haben wir das geübt. Es soll ihn verstecken. Es soll eine Überraschung sein auf wem ich reite. Nur die Löcher an Nase und Augen waren zu sehen. Dort wo der Sattel lag habe ich ein Loch geschnitten. Ich stieg auf, Und ritt ein. Die Leute lachten. Doch an Lärm habe ich Elvis gewöhnt. Konzentriert ritten wir unsere eingeübte quadrillie. Niemand wusste wer sich unter mir so elegant bewegt. Wir ritten im M Niveau. Die Leute applaudierten. Als die Musik stoppte hielte ich in der Mitte an. Wartete auf die nächsten sounds. Als sie einsetzen nahm ich das Laken in die Hand, touschierte Elvis am rechten Vorderbeine und zog die Decke in den Moment runter in dem er auf Kommando stieg. Die Menge war verstummt. Nur die Musik die jetzt mysteriös erklang war zu hören. Ich ritt nun den zweiten Teil der quadrillie. Die Menschen staunten. Großer Applaus folgte als ich die Halle verließ.
Elvis hat mir viel gelehrt. Grade den Umgang mit traumatisierten Pferden.
Traumatisierte Pferde haben alle Lektionen vergessen. Sie sind zwar im Hinterkopf aber nicht mehr abrufbar. Man muss ihnen quasi alles nochmal beibringen. Dieses sollte man liebevoll machen. Strafen sollte nur mit Stimme gemacht werden. Man muss ich in sie hineinfühlen. Ihnen voraus denken. Muss jede seiner Bewegungen folgen und dementsprechend handeln. Man muss gucken wovor das Pferd angst haben könnte. Muss entscheiden ob man das Pferd seine angst stellen sollte, oder ob es im jetzigen Zeitpunkt zu früh ist. Vielleicht sollte man das Angst auslösende Ereignis vermeiden.
Was braucht das Pferd grade? Braucht es ruhe oder Aufmerksamkeit?
Will es Futter, oder hat es schmerzen? In welchen Situation ist saß pferd überfordert. Wie kann ich ihm in solchen Situationen eine Hilfestellung geben?
multiherzen am 26. Juli 16
|
Permalink
|
|